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Scoring

1.1(=corA).1.bcl(=cl2).1-2.1.1.0-perc(2):xylorimba/vib/2crot/3cym/tam-t/4bongo/5tom-t/BD/maracas/tamb/sleigh bells/timp-harp-pft-strings(1.1.1.1.1); tpt & trbn only in mvmts 1&2

Abbreviations (PDF)

Publisher

Boosey & Hawkes

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung (vollst.)
4/15/2000
Alte Oper, Frankfurt a.M.
Ensemble Modern / Stefan Asbury
Composer's Notes

Meine Komposition Gegenklänge besteht aus drei Stücken:

1. Improvisation über ein Motiv von Johannes Brahms
2. Intermezzo
3. Improvisation sur le nom de Pierre Boulez

Größere Gegensätze als die zwischen dem deutschen "Romantiker" Johannes Brahms und dem französischen "Avantgardisten" Pierre Boulez lassen sich – so scheint es – kaum vorstellen. Brahms, dem es gleichgültig war, ob man ihn für "progressiv" oder "konservativ" hielt, hat den Kreis der "Zukunftsmusiker" um Liszt und Wagner und ihren "literarischen" Geist nicht gemocht. Boulez, entschieden auf der Seite Wagners, findet wenig Interesse an jenem vermeintlichen "Traditionalisten". Ich ziehe es vor, mich in diesem Fall an Arnold Schönberg zu halten, dessen Musik nach eigenem Bekunden ebenso wenig ohne Wagner und Brahms denkbar wäre wie das Musikschaffen von Boulez wiederum ohne Schönberg.
Ich denke, dass die vor allem beim späten Brahms festzustellende hohe Verdichtung der motivischen Arbeit und die Tendenz zur "permanenten Durchführung" mit einiger Folgerichtigkeit zur Entwicklung der Dodekaphonie und darüber hinaus des alle "Parameter" ordnenden Serialismus geführt haben. Es gibt – wie mir scheint – sogar gewisse überraschende Affinitäten zwischen Brahms und Boulez, z. B. in der deutlichen Abneigung gegenüber außermusikalisch-programmatischen Steuerungen kompositorischer Prozesse. Nicht zuletzt sei auf eine eher versteckte Parallele verwiesen: Bei allem Streben nach struktureller Strenge ist bei beiden eine Lust an der "Improvisation" zu verspüren. Bei Brahms in den zahlreichen "Intermezzi", "Rhapsodien" etc. für Klavier, bei Boulez z. B. in den "Improvisations sur Mallarmé" in den kurzen "Notations" für Klavier u. s. w.
Unter den hier skizzierten Gesichtspunkten habe ich in den Gegenklängen eine Art "Brückenschlag" versucht. Ausgehend vom entfernt an Gregorianik erinnernden Kopfmotiv des bereits auf Schönberg verweisenden späten Intermezzos op. 118 Nr. 6, habe ich entsprechend den Kriterien der von mir entwickelten "Gestaltkomposition" eine 21-tönige "Klanggestalt" (nicht "Reihe" oder "Formel") gebildet. Durch eine bestimmte Systematik, die als Weiterentwicklung seriellen Musikdenkens verstanden werden kann, wurden aus dieser Klanggestalt die wesentlichen Bestimmungen des 1. und 2. Stückes hinsichtlich Melodik, Harmonik und Metrik (Taktanordnungen) abgeleitet. Das 2. Stück leitet nahtlos, am Schluss den Anfang des 3. Stückes antizipierend, über in die kurze, knapp 4-minütige „Improvisation sur le nom de Pierre Boulez". Dieses Stück – bereits 1985 zum 60. Geburtstat des französischen Komponisten und Dirigenten komponiert – basiert auf einer 12-Ton-Reihe, deren erste 4 Töne sich aus den Tonbuchstaben ergeben, die im Namen des Laureaten enthalten sind.
Das Ensemble Modern, das den Auftrag gab, führte Gegenklänge am 15. April 2000 unter der Leitung von Stefan Asbury in Frankfurt erstmalig auf.

Press Quotes

"Wie die unheilvoll starre Rhythmik in Bernd Alois Zimmermanns Roi Ubu-Musik klingen die insistierenden Tontrauben des Klaviers in Höllers erstem Satz Improvisation über ein Motiv von Johannes Brahms. Das naturlyrische Brahms-Motiv in der Oboe ist ohnehin nach dem weiten Lagenspiel des solistischen Klaviers längst vergessen, wenngleich die charakterisitische Tonfolge des Zitats auch als Tonvorrat dient. Der dritte Satz Improvisation sur le nom de Pierre Boulez entstand bereits vor fünfzehn Jahren als Hommage zum sechzigsten Geburtstag des großen Franzosen... Jetzt rundet die klanglich kantige und rhythmisch akzentuierte Komposition die Gegenklänge zwischen Brahms und Boulez stimmig ab.
Mit motivischen Korrespondenzen im vorausgehenden Intermezzo hat Höller den Hörer auf die seriell gestaltete, klanglich sehr transparente Musik vorbereitet. Der markante Bongo-Rhythmus mit seiner Schwerpunktverlagerung auf die schwachen Zählzeiten des Takts wirkt in der sensibel ausgehörten Musik trocken klassizistisch, während die Holzbläser immer wieder emphatisch ausdrucksstarke Phrasen beisteuern. Reverenz erweist Höller Pierre Boulez nicht nur in den Tonhöhen und der rhythmischen Struktur – beides aus dessen Namensbuchstaben abgeleitet –, sondern vor allem in der klanglich sehr ausbalancierten Stimmenbehandlung und Ensemblebildung, wie Boulez sie in Marteau sans maître komponierte."
(Achim Heidenreich, FAZ, 17.04.2000)

Recommended Recording
cd_cover

Ensemble InterContemporain / Peter Eötvös
(only 3rd mvmt ‘Improvisation sur le nom de Pierre Boulez’)
Wergo 6515-2

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