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Music Text
Scoring

2S,A,CT,T,2Bar,B (singers also perc); fl(=picc,bfl).cl(=cl in C,bcl,dbcl)-hn-perc-pft(=BD)-accordion-vla.db

Abbreviations (PDF)

Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
5/7/1999
Stiftskirche, Stuttgart
Neue Vocalsolisten Stuttgart, Ensemble Varianti / Manfred Schreier
Composer's Notes

„Schuberts Traum“, im Untertitel „Stilleben mit Inferno“, ist eine komponierte Lesung für acht Sänger und acht Instrumente. Die Textgrundlage des Stücks ist eine Tagebucheintragung von Franz Schubert, ein Traumbericht, der in hellen Bildern die unauflösbaren Bedrängnisse seines Künstlerdaseins mit einer fernen Erlösungsvision verbindet. Es mag viele Möglichkeiten geben, diesen Traum zu deuten, fraglos jedenfalls ist der Schatten eines dominanten Vaters zu erkennen, der im deutlichen Kontrast zur Entbehrung mütterlicher Geborgenheit steht. Die unerfüllte Sehnsucht nach einer inneren Heimat wird in den Archetypus des himmlischen Gartens transzendiert, in dem sich die Grenzen irdischer Zwänge aufheben, und in dem alle tägliche Not umgekehrt nur ein (Alp-)Traum im Traum ist. Die infernalische Ignoranz der Mitmenschen findet ihr Gegengewicht im Licht des Mitleids.

Schuberts Text folgt dem klassischen Initiationstopos des Märchens. Analog dazu ist auch meine Musik ein Mäander von Wiederholungen und Verwandlungen motivischer Varianten; sie ist es im Sinne einer bloßen Scheinentwicklung, deren Veränderungen nicht Ausdruck einer äußeren Metamorphose, sondern nur das Ergebnis veränderter Sichtweisen auf Konstellationen ist, deren Identität aber erhalten bleibt. Sie bezieht die Klangsprache romantischer Musik als Stilparaphrase ein, indem sie Teile eines im Sinne Schuberts vorwegkomponierten Impromptus zum Ausgangspunkt aller weiteren musikalischen Konstruktion macht. Eine harmonische und melodische Analyse dieser Sequenz ermöglichte alle jene Ableitungen, die sich im Verlauf dieses Stückes aufblättern. Die Zeitverhältnisse der musikalischen Form beruhen dabei gemäß der Traumvision auf einer „vollkommenen Zahl“, der „28“ (ihre möglichen Teiler ergeben als Summe wiederum die Ausgangszahl). Aufgeteilt ist das Stück in fünf Abschnitte: Impromptu, Wanderung, Moments Musicaux 1, Deutsches Tanzstück, Moments Musicaux 2. Die Ereignisse der rustikalen, aggressiven Teile werden dabei graduell mit Momentaufnahmen des schönen Scheins unterwandert.

Es ist dies ein Versuch über das zwiespättige Verhältnis des romantischen Geistes zur Harmonie, der Suche und zugleich der Ausflucht in die Dunkelheit, der Berührungsangst. Je konkreter der Zusammenhang des Schubertschen Klangbildes wird, ein Klangbild verklärter Vergangenheit, desto indirekter ist es nur noch erkennbar. Das Bild des verheißenen Gartens bleibt in der Schwebe, ebenso wie Schuberts Text und Musik nur in einer zunehmenden Entfernung von ihrer stilistischen Identität deutlicher werden, gleichsam als Echo eines klaren, aber unerreichbaren Ziels.

© Johannes Kalitzke

Press Quotes

„Das Stück weckt im Hörer Empfindungen, die man so nur beim Träumen hat.“ (Oliver Hasenzahl, Stuttgarter Zeitung, 14.05.1999)

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